Weben: Uraltes und smartes Kunsthandwerk
Das Weben gilt als eines der ältesten Kunsthandwerke und blickt auf eine jahrtausendealte Bandbreite von Stilen, Techniken und Traditionen zurück. Auch in modernen Einrichtungen sind einige davon heute wieder gefragt. Ein Webteppich entsteht indem zwei Fadensysteme maschinell oder von Hand rechtwinklig verkreuzt werden.
Bereits die alten Ägypter beherrschten die Webkunst. Der Ursprung liegt jedoch in Zentral- und Mittelasien, wo Nomaden für ihr tägliches Leben Teppiche herstellten. Den Kulturen der Assyrer, Babylonier und später auch der Phönizier brachte der Handel Webteppichen zu großem Reichtum. Weben war auch im alten Griechenland bekannt.
Auch die Römer ließen später weiche Wolle, leichtes ägyptisches und spanisches Leinen, sowie edle chinesische Seide für ihre kostbaren Teppiche verarbeiten. Zudem wurden ästhetische und aufwendige Formen, Muster und Abbildungen in die Teppiche gewebt, wodurch sie besonders wertvoll wurden. Als Mitte des 15. Jahrhunderts in Europa die Weberei aufblühte, schloss sich eine große Weberzunft im heutigen Deutschland zusammen. Heutzutage wird entweder durch Maschinen oder von Hand mit Hilfe eines Webstuhls gewebt.
VON DER URSPRÜNGLICHEN ZUR MODERNEN WEBTECHNIK
Beim Weben werden die sogenannten „Kettfäden“ gleichzeitig angehoben und anschließend gesenkt. Der dadurch gebildete Zwischenraum wir als „Fach“ bezeichnet, wodurch ein Querfaden „geschossen“ wird: Der Schussfaden. Da die Position der Kettenfäden durch das Anheben und Absenken regelmäßig verändert wird, entsteht mit dem Durchschießen des Querfadens ein dichtes, robustes, flaches Geflecht.
Nomadenvölker sind für solche Flachgewebe bekannt, insbesondere für den sogenannten „Kelim“, der bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. zurückzuführen ist. Die Besonderheit bei dieser Teppichart besteht darin, dass der Schussfaden auf beiden Seiten des Teppichs ein Muster bildet. Die Muster und Motive stellen in der Regel Abbilder der natürlichen Umwelt dar, wie Pflanzen und Tiere, oder symbolisieren Wünsche zu Glück, Heirat und Schutz.
Anhand der Verzierung können Kelims identifiziert werden und variieren von Generation zu Generation sowie von unterschiedlichen Nomadenvölkern. Antike Kelims, die älter als 100 Jahre und gut erhalten sind, gelten als äußerst wertvoll. Heute werden die Motive von spezialisierten Designern entworfen.
Bis ins hohe Mittelalter wurden einfache Webstühle mit einer vertikalen Kette genutzt. Mit der Erfindung des Flachwebstuhls und einer horizontalen Kette fand eine Veränderung der Produktionstechnik statt. Ab 1600 und der Bandweberei war es erstmals möglich, mehr als zwanzig Bänder gleichzeitig auf einem Webstuhl zu weben.
Erst im 18. Jahrhundert wurde der erste maschinelle Webstuhl in Europa gebaut. Der Seidenweber J.M. Jacquard aus Lyon revolutionierte 1805 den Webstuhl. Mit Hilfe von Lochkarten konnten nun Kettfäden gezielt einzeln angehoben und großflächig gemusterte Stoffe gewoben werden. So ist nun eine unbegrenzte Mustervielfalt gegenüber dem bisherigen Weben möglich. Auch heute noch ist die sogenannte Jacquard-Technik nach ihm benannt.
DIE VIELFALT DES TEPPICHDESINGS
Teppichdesigns sind heute unglaublich vielfältig. Stil, Größe und auch die Farbgebung können Aufschluss über die Herkunft eines Teppichs geben. Das Design ist die augenfälligste Eigenschaft eines Teppichs. Teppichateliers investieren viel Zeit in die Weiterentwicklung traditioneller Muster und die Schöpfung neuer bahnbrechender Optiken. Gerne wird auch mit der Kombination verschiedener Herstellungsarten experimentiert, um etwas Neues zu erschaffen.
Im Vergleich zu modernen Designs, die aufwendig auf Papier und am Computer skizziert werden, verfügten Nomaden über die unglaubliche Fähigkeit die Muster teilweise allein aus dem Gedächtnis in den Teppich zu weben. Bei Teppichdesigns werden Musterarten unterschieden: stilistische, geometrische und figurative Muster.
- Feine Linien werden als stilistische Muster bezeichnet und kommen in sämtlichen Teppichtypen vor. Zur Herstellung von hochwertigen Teppichen mit stilistischen Mustern, werden detailliert und genau gezeichnete Musterblätter benötigt.
- Geometrische Muster bestehen aus geraden und eckigen Linien, wie Winkel, Diagonale und Dreiecke. Diese Muster sind insbesondere bei Medaillon- und Reihenmuster-Motiven zu erkennen. Geometrien waren schon bei Nomaden beliebt, sind aber auch in der modernen Einrichtung äußerst gefragt, besonders beim Bohostil.
- Die figurativen Teppichmuster stellen Menschen und Tiere dar, meist in einem historischen oder mythologischen Zusammenhang. Diese Motive waren früher seltener zu sehen, stellten manchmal jedoch ein historisches Ereignis dar. Figurative Muster wurden seit dem 20. Jahrhundert auch in China gewebt, bieten sich aber eher bei Knüpfteppichen an.
Durch Weben können nur Muster umgesetzt werden, die horizontal, vertikal oder diagonal verlaufen. Rundungen sind technisch bedingt nicht möglich, daher ist man im Design beschränkter als bei anderen Herstellungsarten. In Kombination mit anderen Techniken, zum Beispiel Stickerei, lassen sich dennoch interessante und dreidimensionale Optiken erzeugen.
Bei Webteppichen gibt es außerdem die Möglichkeit Flor miteinzuarbeiten. Dadurch entstehen gleichmäßige Hochflorteppiche, bei denen alle Fasern in die gleiche Richtung zeigen.
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